Die Frau seines Lebens
Fabian wusste nicht,
ob er richtig fühlte. Er wusste es schon lange nicht mehr, keine
Ahnung wie lange schon. Doch obwohl er litt, so sehr, wie er es sich
nie hätte vorstellen können, empfand er noch dieses andere, dieses
unglaublich erregend Fremde. Durch die Zähne holte er zischend Luft
und presste sie durch die Nase wieder heraus.
Er liebte seine Freundin, die vielleicht bald seine Frau sein würde,
das zumindest war klar. Doch Fabian ahnte, dass es nicht so einfach
war. Nichts an seinen Gefühlen war inzwischen noch einfach oder
klar. Es hatte sich alles verändert, sein ganzes Leben. Und
wahrscheinlich auch Natalias.
Wenn er vielleicht versuchte objektiv und ruhig darüber
nachzudenken, was Natalia ihm bedeutete .... Dann gab es keine
Gewissheit. Fabian kniff die Augen zusammen und legte seinen Kopf
verzweifelt in die Hände, die in seinem Schoß lagen. Er fror. Die
Kälte war fast unmenschlich, er zitterte am ganzen Körper. Doch es
stand ihm nicht zu, sich in Selbstmitleid zu verlieren. Das war
nicht seine Rolle. Und das passte auch nicht zu ihm.
Langsam rieb er sich das Gesicht und hob den Kopf wieder aus seinen
Händen. Er hatte sich inzwischen schon an die Dunkelheit gewöhnt,
sodass seine Augen den schwachen Lichtschimmer, der aus einer Ecke
des Raums kam, wahrnahmen. Dort war die Tür, das zumindest wusste
er. Rita ließ sie immer einen winzigen Spalt offen, gerade genug,
damit er hier nicht verrückt wurde. Bisher war es so, sie hatte es
versprochen. Eigentlich hielt sie sich immer an ihre Versprechen,
doch oft kam es vor, dass ihre Rolle es verlangte sie zu brechen.
Und jedes Mal, wenn er den Raum betrat, hatte er Angst davor, heute
würde sie es tun.
Fabian versuchte sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.
Schließlich war er aus genau diesem Grund hier, in dieser Kälte.
Rita hatte es ihm in ihrer nüchternen, einfachen Art erklärt. Der
Aufenthalt in diesen Temperaturen, hatte sie gesagt, werde es ihm
einfacher machen, sich alles Geschehene besser vorstellen zu können.
Obwohl sie damals versucht hatte, ihm die Mechanismen, die das
Gehirn veranlassen würde in lebensbedrohlichen Situationen sozusagen
auf Hochtouren zu arbeiten, erklärte, hatte sich Fabian nicht
vorstellen können, wie so etwas funktionieren sollte. Doch schon
beim ersten Mal, vor etwa zwei Monaten, überkamen ihn die Bilder in
einer Heftigkeit, wie er es nie vorher erlebt hatte. Sie waren so
überwältigend, dass er die Wolldecke, die neben ihm auf dem Boden
lag und die ihn nach anfänglichem mulmigem Gefühl schließlich
beruhigt hatte, noch nie in Anspruch genommen hatte. Bei all der
Kälte war es das wert. Fabian schloss die Augen und konzentrierte
sich auf seinen Atem, der stockend vor sich hin floss. Zitternd
dachte er an Natalia, ihr hübsches Gesicht und ihren schönen,
weichen Körper. In seiner Vorstellung bewegte sie sich mit dem
Fremden wie zwei Teile einer Maschine, bei der die Zahnräder
ineinander griffen, mit flüssigen, lockern Bewegungen. Während er
nur mit herunter gezogener Hose auf der Bettkante sitzt, hat sie
sich mit gespreizten Beinen auf seinem harten Schwanz nieder
gelassen. Sie kniet förmlich auf ihm. Die Hände des Mannes streichen
liebkosend über Natalias Beine, die sich Oberschenkel an
Oberschenkel an ihm reiben. Dann packt er plötzlich ihre Pobacken
und hebt sie kraftvoll auf und nieder. Der Gedanke an eine Maschine
drängte sich wieder in sein Gehirn und Natalias Stöhnen mischt sich
perfekt in das aneinander Klatschen der Körper. Trotz der Kälte
spürt Fabian, wie sich sein Schwanz mit Blut füllt. Er weiß, was als
nächstes kommt. Hat er erst einmal diesen Zustand erreicht, wünscht
er sich immer das Gleiche. Dieser Fremde zu sein. Und das ist das
brutalste an der Sache, denn obwohl er wusste, dass hier, in seiner
Erinnerung, die Frau, die er liebte von einem anderen Mann gefickt
wird, überkam ihn die geilste Erregung, die er sich vorstellen
konnte. Fabian ballte die Hände zu Fäusten und biss die Zähne
aufeinander, bis sie weh taten. Alles in ihm drängte danach nach
seinem Glied zu greifen und es zu reiben. Diese Phase war die
Schlimmste und er war schon mehr als einmal nahe daran nachzugeben
und sich der Anordnung zu widersetzten. Doch schon wenige Sekunden
später spürte er, wie die Anspannung in seiner Leiste nach ließ und
er sich entspannte.
Schwer atmend stand er auf und wankte in Richtung des Lichtscheins.
Er presste die eisige Tür mit dem Arm auf und ging unsicher den Gang
entlang zur Garderobe. Immer noch zitternd nahm er seine Kleider vom
Bügel und sah den Zettel. Er lag wie immer unschuldig weiß auf dem
roten Samt-Bezug des Stuhls, der neben der Tür stand. Auf der
rechten oberen Ecke prangte das Zeichen, die schwarze Eule auf rotem
Grund. Während er sich anzog, las er in Ritas fein geschwungener
Schrift das Datum. Es war Natalias Geburtstag. Fabian musste
schlucken. Dann nahm er das Papier, steckte es in die Innentasche
seines Jacketts und verließ das Haus.
Fabian und Natalia waren schon seit einem knappen Jahr ein Paar.
Kennengelernt hatten sie sich auf einer Jubiläumsfeier des
Werbegrafikers bei dem Natalia arbeitete. Fabian war Geschäftsführer
einer großen Apotheke in der Innenstadt und ließ in regelmäßigen
Abständen Werbebriefe drucken. An diesem Tag hatte er eigentlich nur
widerwillig die Einladung der Werbefirma angenommen, da die Feier an
einem Freitagnachmittag stattfand und er sich für das Wochenende mit
Freunden zu einem Segeltörn verabredet hatte. Natürlich hatte
Natalia als Sekretärin viele Kundenkontakte, doch Fabian kannte sie
nur aus Telefongesprächen. Und als er diesem Abend in zwangloser
Runde Natalia vorgestellt wurde, konnte er dieser
erotisch-weiblichen Stimme endlich eine Frau zuordnen. Es war
Spätsommer und sie trug ein rückenfreies Kleid, das ihre schmale
Figur und die langen Beine betonte. Doch das Aufregendste war
unbestritten ihr hübsches Gesicht, umrahmt von brünetten, langen
Locken, die bei jeder schnellen Bewegung wie ein Cape über ihre
Schultern strichen. Fabian konnte nicht den Blick von Natalias Augen
lassen und jedes Mal, wenn sie ihn dabei ertappte, wie er sie ansah,
musterten sie ihn keck mit einem Lächeln. Fabian war kein
Aufreißer-Typ und es war im Laufe der nächsten Wochen nicht einfach
für ihn Natalia für sich zu begeistern, doch er hatte Glück. ... Mit
den Wochen wurde ihre Beziehung immer stabiler. Wenn sie miteinander
schliefen, war es für Fabian jedes Mal so, als ob er sein bisheriges
Leben verschenkt hätte. Sexuell jedenfalls. Natalia war
leidenschaftlich, manchmal erregend devot, manchmal fordernd. Doch
eins war schnell klar. Sie mochte Sex. Und zwar so oft wie möglich.
Fabian dachte lange darüber nach, ob diese Traumfrau tatsächlich
Wirklichkeit sein konnte. Dann wieder überlegte er, ob es wohl nur
dieser verdammt gute Sex war, der ihn auf sie fixierte, denn er
konnte inzwischen nicht mehr leugnen, dass er seine Traumfrau
gefunden hatte.
Doch Natalia passte auch sonst in vielen Dingen zu ihm. Sie hatte
sogar denselben Musikgeschmack wie er. Fabian begann unwillkürlich
Zukunftspläne zu schmieden. Mit dieser Frau konnte er sich ein
ganzes Leben vorstellen.
Als er nach einem halben Jahr vorsichtig von Hochzeit sprach, winkte
sie jedoch lachend ab. Es sei noch zu früh und sie habe schon so
viele gescheiterte Beziehungen hinter sich, da müsse man noch
abwarten. Er machte sich Vorwürfe zu voreilig gewesen zu sein und
beschloss geduldig darauf zu warten, dass sie wieder mit dem Thema
Heiraten anfange, doch die Zeit verging. Und dann veränderte sich
alles. Waren sie anfangs fast jeden Tag miteinander im Bett, wurden
die Abstände langsam aber sicher immer größer. Auch Natalia
veränderte sich. Äußerlich war sie immer noch die gleiche
attraktive, junge Frau. Doch innerlich zog sie sich immer mehr
zurück, hatte weniger Zeit und ging oft ohne Fabian aus. Wenn sie
sich trafen, lag eine unausgesprochene Spannung zwischen ihnen.
In seinen Armen wirkte sie gehemmt, fast gelangweilt. Es war
offensichtlich – sie hatte keinen großen Spaß mehr am Sex. Fabian
spürte dass etwas geschehen musste, wollte er diese Frau behalten.
Er nahm sich vor es zuerst mit vorsichtigen Gesprächen zu versuchen.
Am Wochenende, mit einem Glas Wein in ihrer Lieblingskneipe. Noch
Jahre später konnte er sich noch gut an den Strudel der Gefühle
erinnern, in dem er damals steckte. Eine Mischung aus grenzenloser
Angst vor der Wahrheit und dem schrecklichen Gefühl der
Hilflosigkeit. Doch als sie endlich auf der großen Terrasse des
Restaurants saßen, kam Natalia ihm zuvor. Sie eröffnete ihm, dass
auch sie im Moment eine Welle der Verwirrung durchmache und Zeit zum
Nachdenken brauche. Als er sie fragte worüber, kam ihre Antwort
überraschend schnell. Ganz offen bekannte sie ihre verlorene
Leidenschaft. Die Chemie stimme einfach nicht mehr.
Doch vorerst brauche sie einfach nur Zeit zum Nachdenken.
Entscheiden könne sie jetzt nichts. Im Grunde klang sie, als wollte
sie ihm eine schlechte Nachricht schonend beibringen. Fabian trafen
ihre Worte wie ein Schlag. Lange Zeit sagte er nichts. Dann stellte
er mit trockenem Mund die alles entscheidende Frage.
"Und es soll hier und jetzt mit uns enden? Ist es das was du
willst?"
Natalias Gesicht war seltsam unbekümmert.
"Fabian, ich weiß es doch selbst nicht", sagte sie mit ihrer
unbeschreiblich weichen Stimme, die jetzt einen leicht ungeduldigen
Unterton hatte und strich sich mit der Hand über ihre langen Haare.
Dann sah sie nachdenklich in ihr Glas. In Fabians Kopf begann
inzwischen ein hektisches Notfallprogramm zu arbeiten.
"Es gibt doch noch so viele Möglichkeiten. Wir versuchen es mit
Urlaub. Oder ... vielleicht einem Tantra Kurs!", setzte er leiser
nach. Doch sie schüttelte nur langsam mit unbewegter Miene den Kopf.
Dann sah sie ihn an und schlug ihre langen Beine übereinander,
sodass sich der lange Schlitz in ihrem Rock öffnete und einen Blick
auf ihren Oberschenkel freigab. Plötzlich kam er sich vor wie ein
Schuljunge.
"Du meinst, es gibt nichts mehr...", seine Stimme versagte ihm den
Dienst. Natalia holte tief Luft und nippte kurz an ihrem Cocktail.
Dann zog sie die zögernd Augenbrauen hoch.
"Naja, ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass wir es
irgendwie noch schaffen." Ihr Gesicht war steinhart. "Vielleicht..."
"Vielleicht ... was?", stürzte er sich sofort auf diesen
zerbrechlichen Strohhalm. Er hasste sich sofort für den
bemitleidenswert kindlichen Blick, mit dem er sie jetzt
wahrscheinlich ansah.
"Ich hab mit einer Freundin darüber gesprochen", erzählte sie
weiter. "Sie meinte, wenn ich mir nicht ganz sicher bin ... ich
meine mit unserer Trennung." Sie ließ das schreckliche Wort für
einen Augenblick zwischen ihnen stehen und sah ihn scharf an. "Dann
gäbe es schon noch eine Möglichkeit."
"Eine Möglichkeit", wiederholte er monoton und kam sich wie ein
Idiot vor. "Was für eine Möglichkeit?"
Natalia wirkte unschlüssig. "Ich weiß nicht, ob das etwas für uns
ist. Es ist so ...", sie suchte nach einem Wort. "So ungewöhnlich."
Fabian hing an ihren rot geschminkten Lippen.
"Sag schon, bitte", bettelte er mit brüchiger Stimme. Er hoffte für
einen Augenblick dass keiner der anderen Gäste in ansah und diese
lächerliche Hoffnung in seinen Augen las.
"Also, da gibt es eine Frau. So was wie eine Beraterin. Sie soll
sehr gut sein. Aber die Sache hat einen Hacken. Eigentlich zwei."
Fabian sah sie erwartungsvoll an. "Was meinst du?"
"Erstens ist sie teuer. Sehr teuer."
"Und zweitens?"
"Man muss ihr versichern, sich ganz auf sie einzulassen. Vertraglich
und so. Das ist ihre Bedingung."
Es verstrichen ein oder zwei Minuten, dann nickte Fabian. "Dann lass
uns das machen, bitte. Und wegen dem Geld, mach' dir keine
Gedanken."
Zwei Wochen stand Fabian vor einem großen Geschäftshaus in der
Fußgängerzone. Im ersten Stock befand sich das Büro der Beraterin
und er hatte heute seinen ersten Termin. Vor drei Tagen hatte
Natalia angerufen und ihm klar gemacht, dass die Therapie in der
Vorbereitungsphase, wie sie es nannte, zuerst einmal getrennt
durchgeführt werden würde. Ihr Termin war schon vor einer Woche
gewesen, er hatte seinen heute. Auf einem glänzenden Schild am
Nebeneingang stand
"Rita Freihoff , Paarberatung.
Termine nach Vereinbarung"
und Fabian betrat das Haus mit einem mulmigen Gefühl. In den
vergangenen Tagen hatte sich er sich einen Plan überlegt. Eigentlich
hielt er nichts von Psycho-Gerede mit Fremden. Doch da Natalia
anscheinend empfänglich dafür war, musste er versuchen diese
sogenannte Fachfrau für sich zu gewinnen. Falls er es schaffen würde
sie mit seinem Charme zu beeindrucken, rechnete er sich die besten
Chancen dafür aus, dass Frau Freihoff Natalia dazu raten würde ihre
Beziehung fortzusetzen.
"Zuerst einmal, haben Sie irgendwelche Fragen zur Therapie?", begann
die große, schlanke Frau sofort, als Fabian ihr gegenüber Platz
genommen und die Papiere unterschrieben hatte. Sie war Anfang
dreißig und ihr kurzes, dunkelblondes Haar passte ausgezeichnet zu
ihrem schmalen gebräunten Gesicht und den strahlend blauen Augen,
mit denen sie ihn ausgiebig musterte. Fabian fiel auf, wie unpassend
es war, dass sie Kaugummi kaute und dabei ihre mit glänzendem
Lipgloss überzogenen Lippen immer wieder leicht mit der Zunge
befeuchtete.
"Ja, wie viel Zeit muss ich einplanen? Ich habe aus beruflichen
Gründen nur wenig Zeit und muss schon wissen, was auf mich zukommt."
"Das kommt ganz auf den Fall an. Bei manchen geht es ganz schnell,
manche brauchen etwas länger", erklärte sie mit einem
unverbindlichen Lächeln. "Das Wichtigste ist, dass sie sich selbst
nicht so viel Druck machen." Sie beugte sich über ihren Schreibtisch
und er sah, wie sie sich mit einem Füllfederhalter auf einem Blatt
Notizen machte. Unter ihrer leicht schimmernden Baumwollbluse,
zeichnete sich vage die Form ihres BHs ab. Ein leichter Moschus-Duft
erfüllte die Luft. Fabian rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum.
Mein Gott, ging es ihm durch den Kopf. Ich würde sie am liebsten
hier und jetzt ficken. Ohne ein weiteres Wort. Natürlich kamen ihm
die Worte nicht in diesem Satzbau und so durchdacht in den Sinn. Es
war eher ein Ficken und ein Jetzt, schnell.
"Sie arbeiten nach einem bestimmten Konzept?", wollte er wissen und
versuchte nicht auf das Ziehen in seinen Lenden zu achten. Es war
Wochen her, dass Fabian den letzten Sex gehabt hatte und das
nächtliche Wichsen vor dem Schlafen empfand er auf Dauer als
verdammt unbefriedigend.
Sie sah ihn an und er fürchtete fast, sie ahne, wie es in ihm
aussah, denn ein leicht spöttisches Lächeln huschte kurz über ihren
Mund.
"Wenn Sie es so nennen wollen. Aber die wichtigsten Punkte möchte
ich Ihnen gleich sagen." Sie beugte sich über den Tisch zu ihm
herüber und sah ihn scharf an. "Sie müssen sich mir voll und ganz
anvertrauen, mich als ihre Freundin akzeptieren. Deshalb werden wir
von heute ab etwas mehr Zeit miteinander verbringen. Natalia hat mir
sehr viel über Sie erzählt aber ich muss mir natürlich ein eigenes
Bild von der Situation machen. Außerdem brauchen Sie einen Freund,
einen Vertrauten, der Ihnen hilft, denn die Therapie baut auf
Vertrauen. Ich gebe Ihnen ein bis zwei Wochen Zeit jemanden zu
finden, denken Sie das funktioniert?"
"Ja, sicher", nickte er ohne eine bestimmte Person im Kopf zu haben.
"Und wie darf ich mir das Weitere vorstellen?"
"Ganz einfach. Ich habe vor ein paar Tagen ein langes Gespräch mit
Natalia geführt. Sie sagte mir, dass sie durchaus noch bereit ist
eine weitere Partnerschaft mit Ihnen zu führen. Allerdings müsste
sich dafür schon einiges ändern. Vor allem bei Ihnen."
Fabian nickte ohne zu wissen, was sie meinte.
"Ich persönlich kenne das Phänomen übrigens auch aus anderen Fällen,
insofern stellt Ihr Fall nichts Exotisches dar. Die Partner richten
ihre jeweiligen Bedürfnisse zu Beginn der Partnerschaft völlig auf
den anderen aus. Aber nach einiger Zeit reicht das einfach nicht
mehr, zumindest einem von beiden. In ihrem Fall trifft das auf ihre
Freundin zu. Allerdings schon nach bemerkenswert kurzer Zeit, wenn
ich das richtig verstanden habe." Sie machte eine rhetorische Pause
um ihm Gelegenheit zu geben etwas zu sagen, doch sein Kopf war
plötzlich leer. Also nickte er ihr nur zustimmend zu.
"Gut. Ich habe Natalia im Vorfeld gebeten etwas für mich zu
besorgen. Wenn Sie damit einverstanden sind, werden wir es uns jetzt
zusammen ansehen. Damit ist es möglich verschiedene Aspekte
gleichzeitig zu klären. Ist das in Ordnung für Sie?" Sie löste sich
von ihrem Stuhl und kam auf seine Seite des Tischs. Dann bedeutete
sie ihm mit seinem Stuhl etwas von der Tischkante abzurücken und gab
ihm einen Umschlag.
Fabian nahm ihn und sah sie fragend an. "Was ist das?"
Frau Freihoff stand noch vor ihm und nickte ihm aufmunternd zu.
"Öffnen Sie es", forderte sie ihn auf und wartete.
Der braune Umschlag war nicht verklebt, die Lasche war nur
eingeschlagen und als Fabian sie umbog und er sich öffnete, sah er,
dass sich ein Stapel großformatige Fotos darin befand. Das
glänzende, dicke Papier bog sich, als er es heraus zog und vor sich
auf den Tisch legte. Auf dem ersten Bild war ein Paar in einer
eindeutigen Position zu sehen. Ein leicht fülliger Mann mit
Schnauzbart und eine schlanke Frau. Beide waren nackt, nur die Frau,
die man nur von Hinten sah, hatte einen winzigen, schwarzen Slip an.
Der Mann lag mit geschlossenen Augen ausgestreckt auf einem Bett und
sie saß neben ihm auf der Bettkante. Ihre rechte Hand schien seinen
großen erigierten Penis zu massieren.
Fabians Mund wurde trocken. Obwohl ihm das Gesicht der Frau
verborgen blieb, ahnte er um wen es sich handelte.
"Ist das Natalia?", fragte er mit erstickter Stimme und spürte eine
Enge in der Brust. Er konnte den Blick nicht von ihrer Hand nehmen.
Überhaupt verengte sich sein Blickfeld ganz auf das Foto.
"Was glauben Sie? Sehen Sie sich doch die anderen Bilder an", klang
Frau Freihoffs Stimme wie durch ein Kissen an sein Ohr. Wie auf
Kommando zog er das erste Foto weg und betrachtete nun das nächste.
Der Fotograph hatte wohl seinen Platz gewechselt, denn das Paar war
nun von der Seite zu sehen. Nun war klar, dass es sich tatsächlich
um Natalia handelte. Sie saß inzwischen auf dem Schoß des Mannes und
hatte verzückt das Gesicht verzogen. Ein heißer Ritt auf dem
Riesenschwanz des Fremden. Genau so hatte er Natalia bisher gekannt.
Fabian sah sich das Gesicht des Mannes genauer an. In seinem Gehirn
durchsuchte er eine imaginäre Datei. Doch erst beim nächsten Foto
machte es Klick. Es war Theo, einer ihrer Arbeitskollegen. Er war
einer der Grafiker und Fabian hatte einmal persönlich mit ihm zu tun
gehabt. Auf diesem Bild hatte Natalia ihre langen Beine weit
gespreizt und Theo hatte seine Zunge in ihren Schlitz geschoben.
Fabian musste tief Luft holen, eine Welle der Empörung erfasste ihn.
Fast automatisch wanderte seine Hand an seinen Schritt und er fühlte
erschrocken, wie hart sein Glied geworden war. Schnell zog er sie
wieder zurück und rutschte unruhig zur Seite.
"Wissen Sie wie alt diese Fotos sind?" Seine Stimme war nur noch
flüsternd.
"Sie hoffen sie stammen aus der Zeit vor Ihnen. Nein, da muss ich
Sie enttäuschen. Natalia hat sie extra für mich anfertigen lassen."
Frau Freihoff war inzwischen näher an Fabian heran getreten und
schaute ihm über die Schulter. Ihr Gesicht war ganz nahe an seinem.
"Zeigen Sie mal, da ist auch irgendwo ein kleiner Stempel mit dem
Datum." Sie beugte sich über die Bilder und zeigte auf die Zeichen
an der linken, unteren Seite. "Sechster Juli", las sie vor. "Vor
zwei Tagen." Langsam hatte sich Fabian wieder unter Kontrolle. Mit
unbewegter Miene deckte er die Fotos nacheinander auf und sah sich
das Paar in verschiedenen Posen an. Eins der Bilder packte ihn
besonders. Es zeigte Natalia auf dem Bett liegend. Sie lächelte und
ihr Freund hatte sich über sie gelehnt. Mit seiner rechten Hand
hielt er seinen langen, harten Schwanz und ein heller Strahl ergoss
sich über ihren Bauch und ihr Gesicht. Die glänzende Masse war über
ihren Körper verteilt und Natalia hatte die lackierten Finger der
anderen Hand ihn ihren Mund gesteckt. Man ahnte, wie gut es ihr
schmeckte. Fabian fühlte sich gedemütigt. Seine Freundin gab einem
anderen das, was eigentlich ihm war, den Sex, den er seit Wochen
vermisste. Die letzten Minuten hatten ihn völlig betäubt, doch jetzt
spielten seine Gedanken verrückt. Es war zum Heulen.
Innerlich fühlte er sich zwar leer und verzweifelt, doch sein Körper
hatte anscheinend ein Eigenleben.
Eine immer drängendere Enge im Schritt hatte mit jedem Foto, das er
sich angesehen hatte, zugenommen. Fabian wusste, dass ihn eigentlich
nichts mehr durcheinanderbringen sollte als diese Bilder. Doch
gleichzeitig spürte er ein immer größer werdendes Verlangen zu
vögeln. Natalia zu vögeln. Auch in ihren Mund zu spritzen. Den Blick
immer noch auf den verschmierten Mund seiner Freundin gerichtet,
fühlte er plötzlich eine Berührung an seinem Bein. Er drehte langsam
den Kopf und sah, dass Frau Freihoff unbemerkt neben ihm in die
Hocke gegangen war. Mit einer Hand hielt sie sich am Tischbein fest,
mit der anderen streichelte sie sanft seinen Oberschenkel. Ihr
glattes Haar fiel in ihr Gesicht, als sie sich nach Unten beugte und
er öffnete überrascht den Mund. Doch er brachte keinen Ton heraus.
Der Druck in seiner Hose verstärkte sich sofort und Fabian stöhnte
leise auf. Die blonde Frau nahm, ohne den Blick von seiner
ausgebeulten Jeans zu lassen, seine Hand und schob sie in ihre
halbgeöffnete Bluse. Er fühlte sofort ihre harten Brustwarzen unter
seiner Hand. Sie waren größer als Natalias und als Fabian sie
vorsichtig streichelte, sah er, wie sie kurz die Augen schloss. Mit
flinken Fingern hatte sie schnell seinen Reißverschluss geöffnet und
versuchte nun vorsichtig das harte Ding zwischen seinen Beinen aus
der engen Jeans zu holen. Ohne nachzudenken zog Fabian seine Hand
aus der Bluse, griff an seinen Hosenbund und half ihr. Sein Schwanz
schnellte steif heraus. Schwer atmend legte er sofort seine Hand
darum und schob die Haut zurück. Er schloss die Augen und begann zu
wichsen. Vergessen, sagte eine Stimme in ihm. Vergiss wo du bist und
mach's dir einfach!
In seinem Kopf drehten sich die Eindrücke von erregten Körperteilen
und dem harten, endlich spritzenden Schwanz, die er auf den Bildern
gesehen hatte. Und von Natalias erregtem Körper. Er rieb immer
fester und schneller und erwartete schon fast das Ende, als er
plötzlich spürte, wie sich etwas Weiches, feuchtes um seinen harten
Penis legte. Als er überrascht die Augen öffnete, sah er Frau
Freihoff hingebungsvoll an seinem Schwanz saugen. Sie kniete vor ihm
und bewegte ihren blonden Kopf rhythmisch auf und ab. Dabei ließ sie
es zu, dass seine Schwanzspitze jedes mal tief in ihren Rachen
stieß. Er nahm seine Hände weg, begann ihre Haare zu streicheln und
gab sich ganz seiner Geilheit hin. Noch einmal nahm sie ihn kurz aus
dem Mund um seine Eichel mit ihrer spitzen Zunge zu verwöhnen, dann
verschwand sein steinhartes Glied wieder in ihrem Mund. Ihr Saugen
wurde immer schneller und ihre Hand massierte fordernd seine Eier.
Fabian hatte schon einen Punkt erreicht, an dem er sich wünschte es
würde kein Ende nehmen und er schloss die Augen um sich diesem
Gefühl völlig hinzugeben. Dann kam es ihm in festen, langen Stößen.
Einen Augenblick holte er tief Luft und spürte sofort die leichte
Schwäche in seinen Muskeln. Dann wurde ihm bewusst, dass er gerade
einen tiefen, grunzenden Laut von sich gegeben hatte. Blinzelnd
öffnete er die Augen und sah, dass Frau Freihoff seinen Schwanz, der
für ihn inzwischen schlaff und klein anfühlte, noch im Mund hatte.
Mit der rechten Hand fixierte sie ihn an ihren Lippen, die ihn wie
ein Vakuum in ihren Mund saugten. Ein leichtes, angenehmes Kitzeln,
das bis in seine Hoden zog, verriet ihm, dass sie noch immer dabei
war, langsam, fast liebevoll, seine Eichel zu lutschen. Anscheinend
hatte sie alles geschluckt, denn an ihrem Mundwinkel schimmerten nur
einige schleimig, verschmierte Tropfen. Es dauerte nur einen
Augenblick, dann spürte Fabian wie sein Schwanz wieder fester und
größer wurde. Er schluckte, spannte seine Beine und holte tief Luft.
Überrascht stellte er fest, dass er ohne Weiteres bereit war noch
einmal zum Höhepunkt zu kommen, doch Frau Freihoffs Mund wurde
weicher und entspannter, dann öffnete er sich. Fabians Glied kam
feucht, glänzend zum Vorschein. Mit einem leisen schmatzenden Laut
rutschte er heraus und hing halb steif in ihrer Hand. Noch ein
letztes Mal führte sie ihn an ihrem Mund und leckte zärtlich mit der
Zunge darüber, dann richtete sie sich ohne ihn anzusehen auf und
ging wieder zu ihrem Platz auf der andren Seite des Tischs. Fabian
empfand die Situation plötzlich unpassend. Er schob seinen Penis in
die Jeans und schloss den Verschluss der Hose. Als er zu ihr herüber
sah, notierte sie etwas in einem Bogen Papier. Dann legte sie den
Stift hin und sah auf. Fabian hatte das Gefühl, die Luft zwischen
ihnen knistern zu hören.
"Ähm..., können Sie mir verraten, was sie vorhaben?", versuchte er
die Situation zu entspannen. Obwohl in der letzten Viertelstunde,
jeglicher persönlicher Abstand gewichen war, waren sie jetzt wieder
Welten voneinander entfernt. Ein Klient und seine Therapeutin, zwei
völlig Fremde. "Ich dachte Sie machen eine Paartherapie. Wie, um
alles in der Welt, soll das denn funktionieren, wenn sie mir
gleichzeitig den Schwanz lutschen?" Er schmunzelte, als Frau
Freihoff sich die kurzen Haare, die er in Unordnung gebracht hatte,
hinter das Ohr strich. Doch sie sah ihn nur lächelnd an. "Oh, das
war tatsächlich in Ihrem Fall notwendig. Und ich denke Ich habe Sie
ja jetzt ein wenig besser kennen gelernt. Ich glaube, ich kann Ihnen
aus meiner Erfahrung heraus schon ein wenig Hoffnung machen. Sie
sind kompromissbereit, neugierig und was am wichtigsten ist, bereit,
etwas von sich zu geben. Das war also unser erster Test und da ich
versuchen muss, mir ein klares Bild von Ihnen zu machen, werden wir
uns von nun an ab öfter sehen."
"Test?", fragte Fabian ungläubig. "Was glauben Sie denn
herausgefunden zu haben? Dass ich ein Mann bin? Oder ging es darum
zu erfahren, wie ich schmecke?"
Frau Freihoff legte den Kopf schief und sah ihn mit aufreizendem
Wimpernschlag an.
"Ich habe sicherlich zwei Erkenntnisse gewonnen. Zum einen sind sie
nicht impotent."
Das Blut schoss Fabian in den Kopf. "Impotent? Hat Natalia das
behauptet?"
"Nein, natürlich nicht. Aber Frauen tun sich oft schwer zu
akzeptieren, dass ihr Freund ein Problem damit hat. Die meisten
suchen den Grund für Probleme beim Sex bei sich selbst. Außerdem
weiß ich jetzt, wie sie auf – ich sage mal, besondere Situationen –
reagieren. "
"Sie meinen in Ihrer Praxis von Ihnen befriedigt zu werden."
"Nein. Ich meine die Fotos. Immerhin zeigen sie ihre Freundin beim
Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann."
"Und wie habe ich, ihrer Meinung nach, reagiert?"
"Naja, es hätte auch sein können, dass sie mir die Bilder auf den
Tisch knallen und den Raum verlassen. Sie müssen doch zugeben, dass
die Stellungen schon etwas ... besonders waren. Stattdessen habe ich
gesehen, dass Sie die Bilder erregt haben. Mit etwas Hilfe
meinerseits sogar sehr erregt. Und so bestehen die besten
Voraussetzungen für einen Erfolg meiner Therapie."
Fabian holte tief Luft und zog die Augenbrauen hoch. "Und wie soll
es jetzt weiter gehen?"
"Sie denken jetzt noch einmal über alles nach, dann werde ich Ihnen
den nächsten Termin zukommen lassen."
"Werden Sie mich anrufen?"
"Sie werden schon sehen."
Die nächsten Tage waren schwer. Er hatte einige Male versucht
Natalia anzurufen, doch sie ging nicht ans Telefon. Vielleicht war
sie verreist. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als allein über
die Dinge nachzudenken.
Zuerst hatte sich Fabian fest vorgenommen, diese sogenannte Therapie
sausen zu lassen. Die Fotos sprachen ja wohl für sich. Noch am
selben Abend betrank er sich symbolisch mit Freunden um den
Abschluss ihrer Liebe zu vollziehen. Was sollte es noch für einen
Wert haben eine Beziehung zu retten, die auf Seitensprüngen und
Exzessen am Arbeitsplatz gründete. Er musste sich Natalia aus dem
Kopf schlagen. Außerdem erschienen ihm die Methoden dieser
Therapeutin äußerst fragwürdig. Es war klar, dass das, was er bei
ihr erlebt hatte, gegen die guten Sitten verstoß. Fabian wurde das
Gefühl nicht los, für irgendein böses Spiel missbraucht zu werden.
Und dazu wollte er sich nicht hergeben, das stand fest. Doch seine
Sicherheit bröckelte schon am nächsten Morgen, als er aufwachte und
merkte, dass ihm das gewohnte, allmorgendliche Reiben seines Glieds
keine wirkliche Befriedigung mehr brachte. Und noch einen Tag später
musste er sich schließlich eingestehen, dass er Natalia sogar so
sehr wollte wie noch nie. Trotz der demütigenden Bilder, die
anklagend auf dem Schreibtisch gelegen hatten. Und auch das Gesicht
der blonden Therapeutin ließ nicht mehr los, er bekam die Sache
einfach nicht aus seinem Kopf. Besonders den Anblick ihrer
glänzenden, rosa Lippen, die sich an seinem Glied festsaugten, hatte
er ständig vor Augen. Und als er nach zehn Tagen eine SMS bekam, die
nur von Frau Freihoff stammen konnte, beschleunigte sich sein
Herzschlag sofort. Rita, wie er sie insgeheim nannte, denn
eigentlich Siezten sie sich ja noch, bestellte ihn für den nächsten
Abend zu einer Adresse am Rande der Stadt. Neben der Bitte noch ein
paar aufrichtige Zeilen, in denen er seine Gefühle erklärte, für
Natalia zu schreiben und diesen Brief mitzubringen, erinnerte sie
ihn noch einmal daran, einen Vertrauten zu bestimmen. Wenn möglich
sollte er auch an diesem Abend dabei sein. Das Treffen sollte der
Klärung gegenseitiger Erwartungen dienen und klarstellen, inwiefern
sich die Gefühle der Partner voneinander unterschieden. Ob Natalia
auch anwesend sein würde, wurde allerdings mit keinem Wort erwähnt.
Fabian war unschlüssig und gespannt zugleich. Die Sache mit dem
Vertrauten war unangenehm, doch er beschloss das nicht so wichtig zu
nehmen. Insgeheim war er in Gedanken zwar schon seinen
Bekanntenkreis durchgegangen, doch mit den Männern, die er näher
kannte, hatte er neben beruflichen Kontakten, höchstens noch in der
Kneipe oder beim Sport zu tun. Über Beziehungsprobleme wurde nie
gesprochen und das sollte eigentlich auch so bleiben. Schließlich
ging es hier ja wohl nur um Natalia und ihn. Außerdem konnte keiner
von ihm erwarten, dass er eine andere Person in seine intimsten
Probleme einweihte. Was würde passieren, wenn er sich als kompletter
Idiot blamierte, da würde ihm ein Freund gerade noch fehlen. Dieser
Therapeutin war einiges zuzutrauen, sie schien unberechenbar. Also
saß er am nächsten Abend zur angegebenen Zeit allein im Wagen, als
ihm sein Navi, nach einer Fahrt durch einen heruntergekommenen
Vorort mit teilnahmsloser Stimme verkündete: "Sie haben ihr Ziel
erreicht!"
Das Haus, vor dem er stand, hatte seine besten Zeiten schon lange
hinter sich. Die beiden großen Schwingtüren am Eingang in der Mitte
stammten wohl noch aus den 70er Jahren, das Lack am Holz platzte ab
und auf den Eisenbeschlägen hatte sich Rost breit gemacht. Es war
unschwer zu erkennen, dass das alte Kino wahrscheinlich schon seit
Jahrzehnten keiner Besucher gehabt hatte. Hinter den blinden,
zerbrochenen Scheiben hingen noch alte, vergilbte Zettel und der
Platz vor dem Gebäude war mit Unkraut überwuchert. Hier waren alte
Zeiten konserviert. Dies sollte ihr Treffpunkt sein? Unsicher sah
sich Fabian nach beiden Seiten um, doch das Kino lag am Ortsausgang
und das Haus daneben schied als biederes Einfamilienhaus mit Rutsche
und Schaukel im Vorgarten aus. Außerdem stimmte die Adresse genau.
Fabian versuchte gerade an der Front des Gebäudes einen Hinweis, als
neben ihm am Straßenrand ein weiteres Auto hielt. Ein Paar stieg
aus, ging an ihm vorbei und verschwand neben dem verlassenen Kino.
Es war noch nicht dunkel und als Fabian ihnen folgte, fand er einen
Plattengang, der ihn unter einer uralten Lampe in einer Nische zu
einem Nebeneingang führte. Eine Metalltür, wie man sie für
Heizungsräume benutzt, lehnte leicht geöffnet an. Wahrscheinlich
hatte er den früheren Notausgang gefunden, überlegte er und drückte
gegen das Metall. Er betrat einen langen, fensterlosen Gang, der nur
spärlich mit kleinen Spots an der Decke ausgekleidet war. Die Wände
waren mit rotem Samt ausgekleidet und obwohl er in diesem alten Kino
eher einen muffigen Geruch erwartet hatte, wehte ihm ein leckerer
Duft von frisch geröstetem Brot vom Gang her entgegen. Fabian ging
zwei Biegungen und erwartete jederzeit den ehemaligen Kinosaal zu
betreten, als plötzlich Rita Freihoff vor ihm stand.
Sie war in ein langes, schulterfreies Kleid aus weich-fließend
glänzendem schwarzem Stoff gekleidet und lächelte ihn an. In ihren
passenden Sandalen mit den hohen Absätzen kam sie ihm viel größer
vor, als bei ihrem letzten Treffen. Fabian starrte auf ihren
pinkfarbenen Mund.
"Fabian, haben Sie es doch noch gefunden? Das ist schön. Ich hatte
schon befürchtet, Sie kommen nicht", sagte sie und gab ihm die Hand.
Sie sah sich gespielt neugierig um. "Wo ist denn Ihr Freund?"
Fabian hatte damit gerechnet, dass sie fragen würde und sich eine
Antwort überlegt. Er machte ein ungeduldiges Gesicht "Wozu brauche
ich einen Freund, ich kann auch alleine für mich sprechen. Außerdem
..., was ist hier eigentlich los. Was soll dieser ganze Quatsch mit
diesem alten Haus, ich dachte wir hätten eine Verabredung mit
Natalia. Und wo ist sie jetzt, ich will jetzt dieses Treffen!"
Rita drehte sich ohne ein weiteres Wort um und Fabian blieb nichts
anderes, als ihr zu folgen. Durch eine Seitentür kamen sie in ein
kleines Zimmer, in dem ein Sofa, ein Tisch und zwei Stühle standen.
Dort drehte sie sich um und sah Fabian gerade mit einem strengen
Blick an. "Gut, ich denke wir reden jetzt erst einmal darüber, was
Sie wollen." Ihre Stimme hatte einen scharfen Unterton bekommen.
Fabian öffnete den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, kam ihm
Frau Freihoff zuvor. "Ich stelle Ihnen Fragen und Sie antworten, so
läuft das. Und wenn Sie nicht kooperieren, werden Sie Sabrina sicher
nicht mehr wiedersehen. Verstehen Sie mich?" Ohne eine Antwort
abzuwarten setzte sie sich auf einen der Stühle und deutete auf den
anderen.
"Sabrina ist heute auch hier. Im Kinosaal findet eine kleine
Wiedersehensfeier für Sie beide statt und sie sagt sie freut sich
darauf, Sie zu treffen. Es kommt jetzt ganz auf Sie an, ob dieses
Wiedersehen schön oder unangenehm wird."
"Ich finde, das hätte viel schöner werden können. Bei einem Essen
oder ...", ihm fiel nichts mehr ein.
Er sah, dass es keinen Zweck hatte. Der Abend würde so werden, wie
Natalia es geplant hatte. Wenn er sie haben wollte, musste er
mitspielen. Frau Freihoff nahm eine Zigarette aus ihrer Tasche,
steckte sie an und nahm einen tiefen Zug. "Sie wissen, dass Ihre
Freundin Probleme mit Ihnen hat, oder?"
Er nickte. "Ich bin nur nicht sicher, ob ich verstehe, was genau ihr
Problem ist."
Rita machte ein überraschtes Gesicht und sah ihn amüsiert an.
"Fabian, Sie haben doch die Fotos gesehen, da müsste Ihnen doch
einiges klar geworden sein." Als Fabian nicht antwortete, verengten
sich ihre Augen. "Dann frage ich Sie, liegt Ihnen noch etwas daran
mit Natalia zusammen zu sein?"
Fabian musste nicht nachdenken. "Natürlich ..."
"Sind Sie bereit alles dafür zu tun.?Wirklich alles? So, wie Sie es
in unserem Vertrag festgelegt hatten." Den Vertrag hatte er nur
überflogen. Doch er nickte.
"Gut. Dann warten Sie bitte hier, ich hole Sie gleich ab." Rita
wandte sich zum Gehen, doch kurz vor der Tür fiel ihr noch etwas
ein. Sie drehte sich zu ihm um. "Haben Sie Ihren Brief dabei?"
Fabian kramte das Papier heraus, gab ihn ihr und sie überflog den
Text. "Gut, das wird ihr gefallen. Kommen Sie jetzt." Sie gingen
weiter den Gang entlang und der verführerische Duft nach Essen
mischte sich mit Schwaden von Räucherstäbchen. Als sie dann endlich
den großen Kinosaal betraten, verschlug es Fabian den Atem. Von
seiner ursprünglichen Bestimmung war dem Saal nichts mehr anzusehen.
Die Sitzreihen, die hier wohl früher standen waren entfernt worden
und kleinen Tischchen und Sessel gewichen. Sie standen rings um eine
kleine, noch leere Bühne, die beleuchtet in der Mitte des Saals
aufgebaut war. Neben den hellen Scheinwerfern war der Raum in
rötlich, schwaches Licht getaucht und an den Wänden beleuchteten
Deckenfluter das lange Buffet, an dem sich schon eine Schlange
gebildet hatte. Obschon etwa hundert Besucher da waren, wirkte der
große Raum nicht überfüllt, alles war sehr intim. Doch trotz der
angenehmen Atmosphäre und den gutgelaunten Leuten hatte Fabian das
Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. Er begann automatisch nach
Natalia Ausschau zu halten. Dabei bemerkte er wie unerträglich warm
es war. Er fühlte sich sofort unwohl, in seiner langen Jeans und dem
Hemd. Und auch den anderen ging es wohl ähnlich, denn die meisten
hatten sich schon ihrer Oberbekleidung entledigt und waren in
Unterwäsche. Die Sachen lagen über die Sessel verstreut. Als hätte
sie seine Gedanken erraten, fragte Rita: "Wollen Sie sich nicht auch
ausziehen?"
Er sah an sich herunter und wollte sich auf einen der freien Sessel
setzten, doch Rita hielt ihn fest.
"Warten Sie, es ist wohl am besten, wenn ich Sie erst einmal mit den
Spielregeln vertraut mache", sagte sie und zog ihn in eine Ecke.
"Wenn wir diesen Saal betreten, müssen Sie sich daran halten."
Mit schon geöffnetem Hemd und nackter Brust sah er sie
verständnislos an. "Spielregeln ... Was meinen Sie damit? Ich möchte
kein Spiel, ich will Natalia sehen."
"Ja ja, ich weiß schon", winkte sie ab. "Hier findet ein sogenannter
Abend der Junggesellinnen statt. Das heißt nicht, dass alle Frauen
hier ledig sind", Rita lächelte, "bestimmt nicht. Das hat sich nur
irgendein findiger Typ ausgedacht. Am besten ziehen Sie das erst mal
an, ich erkläre Ihnen inzwischen das Weitere." Sie hielt Fabian ein
kleines Stück schwarzen Stoff hin. Als er es auseinander zog sah er,
dass es eine knappe Unterhose war. "Keine Angst", lachte sie als sie
seine abschätzend zusammen gezogenen Augenbrauen sah, "alles frisch
gewaschen. Natalia hat sich diesen Abend gewünscht. Sie sagte er
erklärt viel besser, was sie meint, wenn sie von Problemen mit Ihnen
spricht." Fabian hatte inzwischen die knappe Shorts angezogen und
erschrak. Statt einem Eingriff, hatten die Shorts einen offenen
Spalt. Sofort kam er sich nackter als nackt vor, denn sein schlaffes
Glied hing wie auf einer schwarzen Leinwand von ihm weg. Rita
achtete nicht darauf, sie musterte die Menge. "Da Natalia noch nicht
hier ist, wie ich sehe, bin ich vorerst ihre Tischdame." Sie sah
interessiert an ihm herunter. "Ich hoffe das stört Sie nicht. Ich
kenne Ihren Schwanz ja sowieso schon." Fabian presste die Lippen
aufeinander und bemerkte erst jetzt, dass auch die anderen Männer
die gleichen Hosen trugen. "Ich denke ich habe keine Wahl. Aber das
ist doch noch nicht alles, Sie haben mir noch nicht alles erzählt,
hab ich Recht?" Sie lachte. "Stimmt genau. Ich sehe, Sie kennen mich
schon ganz gut. Ja, das schöne an diesem Abend ist, dass sich die
Männer nach den Wünschen der Frauen richten müssen. Und damit sind
nicht nur ihre eigenen Frauen gemeint, die Regel gilt für alle
Frauen."
"Ich muss tun, was irgendeine Frau von mir verlangt?" Fabian
schüttelte verständnislos den Kopf. "Ist das nicht ein bisschen viel
verlangt?"
"Sehen Sie sich um. Jeder dieser Männer richtet sich heute Abend
nach dieser Regel. Außerdem muss ihre Partnerin einverstanden sein.
Also, haben Sie ruhig ein bisschen Vertrauen in Natalia. Und vorerst
in mich. Kommen Sie!" Rita verließ die Ecke, in der sie gestanden
hatte und Fabian folgte ihr. Er musste ständig nach Unten auf seinen
aus der Hose heraushängenden Penis sehen. Beim Gehen schwang er wie
ein Fremdkörper grotesk nach beiden Seiten. Rita setzte sich so
selbstverständlich, als sei er für sie reserviert, an einen der
Tische in der Nähe der Bühne.
Fabian setzte sich zu ihr, sah Rita an und nickte fragend in
Richtung der Scheinwerfer, die die Bühne in gleißendes Licht
tauchten. Sie lächelte nur. "Warten Sie's ab. Es wird Ihnen
gefallen. Manches jedenfalls. Holen Sie uns etwas zu trinken?" Sie
deutete zu einem der Männer, die am Buffet Getränke ausschenkten.
Ihre Zugehörigkeit zum Service war an den weißen Shorts und den
Baseball Caps zu erkennen. Fabian war froh Ritas Gesellschaft eine
Weile nicht genießen zu dürfen und ging zu den gedeckten Tischen an
der Wand. Als er sich an der provisorischen Theke stehend umsah und
eine Bedienung Sekt einschenkte, fiel ihm auf, dass der Anteil der
Frauen im Saal ziemlich genau dem der Männer entsprach.
Wahrscheinlich kam man hier nur als Paar hinein. Überhaupt war das
durchschnittliche Alter sicher über dreißig, eher um die vierzig.
Fabian hätte zu gerne gewusst, welchen Preis sie dafür gezahlt
hatten zu dieser exklusiven Gesellschaft zu gehören. Ein paar Meter
weiter standen mehrere Paare, die sich wohl schon besser kannten.
Sie bildeten eine geschlossene Gruppe, die sich jetzt langsam
Richtung Bühne bewegte. Locker verteilten sie sich wie Zuschauer um
die hölzerne, quadratische Plattform. Fabian nahm die gefüllten
Gläser und wollte gerade zu Rita zurück gehen, als ihn eine Hand an
der Schulter berührte. Dann nahm ihm eine schmale Frauenhand von der
Seite eines der Sektgläser aus der Hand. Als er sich überrascht
umdrehte, überrollte ihn eine heiße, aufregende Welle. Sein Herz
schlug sofort einen Takt schneller. Vor ihm stand Natalia, gekleidet
in einem hautengen Satin-Overall, der ihre weiblichen Formen gekonnt
betonte. Der Stoff war so durchsichtig, dass ihn ihre Nacktheit
förmlich ansprang. Sie lächelte unschuldig, ihre Augen blitzten
frech und sie leerte das Glas in einem Zug ohne den Blick von ihm zu
lassen. Und es war genau dieser provokative, aggressive Blick, der
ihn sofort aus der Bahn warf. Er sah, wie ihre Zunge langsam über
ihre feuchten Lippen leckten und spürte, wie ihn ein heißer Schauer,
der sich in seinem Schwanz zu konzentrieren schien, überzog. Zuerst
brachte er keinen Ton heraus. Er wollte ihr so viele Fragen stellen,
sie im Arm halten, doch dann wurde ihm klar, dass im Augenblick nur
die Gegenwart, das Jetzt, zählte. Sie hatten sich seit Wochen nicht
mehr gesehen und obwohl er die Fotos, die ihm Rita auf ihrem
Schreibtisch präsentiert hatte, noch irgendwo in seinem Bewusstsein
präsent hatte, waren sie plötzlich unwichtig. Fabian wollte
vergessen. Vergessen und versuchen mit Natalia wieder glücklich zu
werden.
"Ich ...", begann er, doch sie hob schnell die Hand und unterbrach
ihn.
"Nicht jetzt, bitte."
Als sie seinen fragenden Blick sah, schüttelte sie fast unmerklich
den Kopf, verzog ihren rot geschminkten Mund zu einem Lächeln und
sah langsam an ihm herunter. Dann fasste sie ihn wieder an und
Fabian spürte wieder Natalias Berührung. Er war nicht sofort in der
Lage zu sagen wo ihre Hand seinen Körper traf, doch er hätte
schreien können, als ihn die Erregung mit voller Wucht packte.
Schwer atmend folgte er ihrem Blick an sich herunter und fühlte
schon ihre feste, kühle Hand um seinen steil aufgerichteten Penis,
der waagerecht und erregt aus seinem schwarzen Rahmen ragte. Er riss
sich vom Anblick ihrer langsam wichsenden Bewegungen los, sah in ihr
Gesicht und suchte ihre Augen in der Hoffnung, einen Blick von ihr
aufzufangen. Doch Natalia nahm ihm das zweite Glas Sekt, ohne ihn
anzusehen, schnell aus der Hand, ging in die Hocke, nippte daran und
befreite mit geschicktem Griff seine Eier durch die schmale Öffnung
der improvisierten Shorts. Jetzt hingen sie bizarr hinter dem
steifen Schwanz aus der Hose heraus. Der Schlitz im Stoff war gerade
groß genug, auch wenn es ein wenig spannte. Fabian wusste nicht ob
es an den Zuschauern oder möglicherweise daran lag, dass er Natalia
schon lange nicht gesehen hatte, doch dies war mit Sicherheit die
erregendste Situation, die er bisher erlebt hatte. Das Verlangen
wogte in starken Wellen durch seinen Körper.
Lutsche mich, schoss es ihm drängend durch den Kopf, du verfickte
Sau, los, lutsch mich und er zog Natalia, die vor ihm hockte, mit
geschlossenen Augen an seinen Körper. Durch die steigende Erregung
fühlte er eine leichte Schwäche in seinen Beinen und Fabian wünschte
sich immer dringender Natalias lutschenden Mund zu spüren. Doch sie
massierte nur weiter seinen heißen, harten Schwanz und als Fabian
fast schon das Gefühl hatte, es nicht mehr aushalten zu können,
blickte er kurz nach Unten auf die immer schneller und gekonnter
wichsende Hand Natalias. Sein Schwanz musste inzwischen hart wie
Stein sein. Ohne es zu wollen sah er in seiner Erinnerung kurz das
Foto vor sich. Dieses verdammt geile Foto, auf dem er gesehen hatte,
wie ein fremder Schwanz Natalias weichen Bauch bespritzt hatte. Die
Erregung packte ihn noch heftiger. Langsam schloss er wieder er
seine Lider, um sich dem unausweichlichen Gefühl hinzugeben, das in
ihm wuchs. Dann war es soweit. Pulsierend schoss alles, was er hatte
in ihre Hand. Mit letzter Kraft und einem Stöhnen bewegte er noch
einmal ruckartig seine Lenden, dann rutschte sein halb steifer
Schwanz aus Natalias nasser Hand. Sie wischte sie noch schnell an
seinem Oberschenkel ab und kam wieder zu Fabian hoch um ihn in
Augenhöhe anzulächeln. Triumphierend hielt sie ihm das Glas hin. Es
war tatsächlich wieder voll. Doch der Sekt hatte seine
Durchsichtigkeit verloren. Weiße Schlieren durchzogen wie Fäden die
perlende Flüssigkeit. Natalia steckte ihren rechten Zeigefinger
hinein und rührte darin. Als er erkannte, was er sah, öffnete Fabian
fassungslos den Mund und sah, wie sich das Sperma langsam mit dem
Sekt vermischte. Langsam zog er die Brauen zusammen und versuchte zu
verstehen. Natalia hielt ihm das Glas hin und lächelte.
"Wenn du mich willst ...?", war ihre einfache Frage und der Klang
ihrer Stimme löste eine Kaskade unglaublicher Gefühle aus. Es war
eine Mischung aus Geilheit, Verlangen und bedingungsloser Liebe.
Plötzlich wurde ihm klar, wie sehr ihn der Gedanke, sie zu
verlieren, quälte. Er musste mit ihr reden, ihr erklären, dass noch
nicht alles vorbei war. Fabian wollte das Glas, das sie ihm noch
immer vors Gesicht hielt, nehmen, versuchen ihr zu erklären, wie er
sich fühlte, doch bevor er etwas sagen konnte, hatte sie sich das
Glas schon an den Mund gehoben und trank. Verzweifelt packte Fabian
mit aller Kraft ihren Arm und zog sie hart an sich. Ihre Blicke
trafen sich. Für einen kurzen Augenblick roch er ihr intensives
Parfum und den Alkohol mit dem Sperma, dann entwand er ihr
kurzentschlossen das Glas und trank den Rest der trüben Flüssigkeit
mit einem Schluck. Jetzt erst bemerkte er die Blicke der anderen,
die sich neugierig um sie versammelt hatten. Eine der Frauen lachte
laut auf eine vulgäre Art auf und eine andere flüsterte Natalia
etwas ins Ohr. Natalia schüttelte den Kopf und nahm seine Hand.
Etwas unendlich Zärtliches lag in ihrer Berührung. Ein Gefühl der
Panik überrollte Fabian plötzlich. Diese Situation überforderte ihn
definitiv. Natalia stand vor ihm und er hatte nur noch den Wunsch
mit ihr allein zu sein, den ganzen Abend zu reden und zu reden. Sie
mussten weg hier!
Fieberhaft überlegte er, wie er es schaffen konnte sie zu überreden
schnell und unbemerkt mit ihm von hier zu verschwinden, als
plötzlich Rita lächelnd vor ihnen stand.
"Da habe ich wohl etwas verpasst", sagte sie augenzwinkernd mit
Blick auf das leere Glas in Fabians Hand. "Kommt, es hat schon
begonnen." Sie küsste Natalia hastig, nahm ihre andere Hand und zog
sie mit Fabian in Richtung Bühne. Das Licht im Saal wurde ganz
langsam aber merklich immer dunkler, bis nur noch eine schwache
Notbeleuchtung zur Verfügung stand. Rita schob sich mühelos durch
die Menge und als sie direkt am Rand des jetzt herunter gedrehten
Scheinwerferlichts standen, erkannte Fabian auf der mit Teppichen
belegten Plattform ein Paar, das sich auf einer roten Decke im
Schneidersitz gegenüber saß. Rings um sie herum lagen schwere, dicke
Kissen und ein Kreis kleiner Teelichter schuf mit flackerndem Licht
eine geheimnisvolle Atmosphäre. Der Mann war sicher ein paar Jahre
jünger als Fabian, hatte lange, blonde Haare und trug die gleichen
lächerlichen Shorts trug wie er, sein Penis ruhte entspannt auf
seinen verschränkten Oberschenkeln. Seine Partnerin, die Fabian
etwas älter schätzte, war mit einem kurzen Rock und einem weiten Top
bekleidet. Sie hielten sich an den Händen und hatten die Augen
geschlossen. Nur ihre Finger bewegten sich unmerklich, sie wirkten
wie Fühler, die zum ersten Mal forschend aufeinander trafen. Rita
lachte leise und flüsterte Natalia ein paar Worte ins Ohr. Ganz kurz
warf sie Fabian einen prüfenden Blick zu, dann sah sie wieder mit
konzentriertem Blick auf die Bühne. Aus dem Hintergrund schwoll
leise Musik, sie war nicht aufdringlich, untermalten eher den
Augenblick. Fabian kannte die Melodie, es war eins der Lieder, die
man aus dem Soundtrack eines bekannten Films kannte, die
Orchesterversion. Der irisch klingende Unterton erinnerte ihn zuerst
an Titanic, dann aber dominierten die Klänge eines Dudelsacks. Die
beiden Akteure auf dem Teppich waren inzwischen dabei vorsichtig
ihre Gesichter mit den Händen zu erkunden. Nach kurzer Zeit löste
der blonde Mann seine Hände von ihren und zog ein Papier aus seiner
Hose. Die Musik wurde leiser. Er faltete es auseinander und begann
laut zu lesen.
"Sarah", begann er mit unsicherer Stimme. "Du bist die Frau meines
Lebens. Deine Augen, dein Körper verzaubern mich und ich werde immer
bei dir sein. Wohin du gehst, werde auch ich gehen." Er ließ das
Papier langsam sinken und eine kleine Pause entstand und nur die
leisen Klänge des Lieds waren zu hören. Die Stille war fast fühlbar,
doch ohne ein Zeichen endete die romantische Musik jäh und die
Stimmung änderte sich plötzlich von einer auf die andere Sekunde. In
die Augen des Mannes verengten sich und ein harter Zug umspielte
seine Züge. Er zerknüllte das Papier und warf es in die Menge.
"Und ich werde dir zeigen, dass du eine versaute Hure bist!", stieß
er mit gepresster Stimme hervor.
Mit einem derben Stoß schleuderte er die Frau herum, sodass sie vor
ihm auf den Bauch landete. Er hielt plötzlich ein langes, schwarzes
Seil in den Händen, mit dem er geschickt ihre Hände auf den Rücken
zusammen band. Aus den Lautsprechern dröhnte jetzt ein harter,
schneller Rhythmus. Das kurze Röckchen der Frau rutschte hoch und
Fabian sah kurz, dass sie darunter nur einen winzigen Slip trug. Er
drehte sie mit einer schnellen Bewegung mit dem Rücken auf die
Kissen und verharrte einen Moment mit seinem Gesicht über ihrem. Mit
festem Blick starrte er in ihre Augen. Fabian erwartete, dass sie
sich wehren oder jemand einschreiten würde, doch nichts geschah, im
Gegenteil, alle schienen gespannt zu warten.
Widerstandslos wie eine Puppe lag sie da und sah ihren Peiniger nur
an. Nur ihre Augen schienen alles, was mit ihr geschah ergeben in
sich aufzusaugen.
Das ist ein Spiel, begriff Fabian. Sie will es. Dieser Mann ist ihr
überlegen und sie genießt es.
Fabian ließ seinen Blick über die umstehenden Zuschauer gleiten und
sah, wie die Blitze einiger Fotoapparate zuckten und sich einige
Herren an ihren Schritt fassten. Auch der Akteur hatte inzwischen
ein erregtes Glied. Stolz ging er im Kreis um die am Boden liegende
herum und die Menge unter sich auffordernd an. Dabei griff er von
Zeit zu Zeit an seinen Schwanz.
Als einer der Männer von Unten versuchte noch Oben zu klettern,
wurde er von den anderen zurück gerissen. Doch die Rufe aus der
Menge wurden immer deutlicher.
"Leck sie", dröhnte es lautstark von einem der Zuschauer.
"Los, zeig ihre Fotze!", forderte ein anderer. Der Blonde auf der
Bühne hatte inzwischen seine Shorts ausgezogen und sah sich von Oben
die Hilflosigkeit der Frau an. Mit harten Bewegungen wichste er
seinen Schwanz. Seine Partnerin lag gefesselt auf dem Rücken vor ihm
und spreizte ihre Beine soweit sie konnte. Dann kniete er sich vor
seine Partnerin, hob ihre Beine an und zerriss mit einer Bewegung
ihren Slip. Dann griff er unter ihre Pobacken, legte sich die langen
Beine auf seine Schultern und drang mit konzentriert geschlossenen
Augen in sie ein. Ihr Oberteil hatte er hochgezogen und die großen
Brüste der Frau wippten im Takt seiner Stöße. Fabian konnte von
seiner Position aus zwar nicht jedes Detail des Akts sehen, doch er
hatte einen guten Blick auf das Gesicht der Frau. Sie hatte den Mund
geöffnet und mit jeder Bewegung stieß sie einen seufzenden Laut aus.
Natalias Hand lag immer noch in seiner und er spürte, dass sie den
Druck mit jeder Minute verstärkte. Fabian wusste nicht woran es lag,
doch die Erregung des Paars, das sich direkt vor ihm liebte, ging
nicht auf ihn über. Er nahm an, es lag daran, dass er nicht wusste,
ob bald auch ihm ein Auftritt auf dieser Bühne blühte und welche
Rolle Natalia und Rita wohl für ihn vorgesehen hatten. Und er war
sich im Klaren, dass er es mit Sicherheit nicht fertig bringen
würde, Natalia auf diese Weise zu erniedrigen. Der Sex, den sie
bisher miteinander gehabt hatten, war zwar leidenschaftlich, doch er
wäre niemals auf die Idee gekommen Natalia zu demütigen, schon gar
nicht öffentlich. Dafür liebte er sie einfach zu sehr. Die
demütigende Penetration auf der Bühne erregte ihn, im Gegensatz zu
den meisten anderen Männern, nicht genügend um eine Erektion zu
bekommen. Fabian versuchte zu verstehen warum. Er löste seinen Blick
von dem Mann auf der Bühne, der es seiner Partnerin gerade hart
besorgte und glitt zu den gierigen Gesichtern der anderen Männer,
ihre fast beiläufigen Griffe an den Schritt, die reibenden Hände.
Ein lauter, erstickter Schrei riss Fabian aus seinen Gedanken. Das
Paar auf der Bühne war wohl endlich fertig, denn der schweiß
überströmte Mann zog seinen schon schlaffen Penis aus der Scheide
seiner Partnerin und streichelte noch einmal über das Gesicht der
Frau, die sich jetzt mühsam aufrichtete. Er nahm ihr vorsichtig die
Fesseln ab und sie umarmten sich noch einmal. Lächelnd flüsterten
sie leise miteinander. Fabian erwartete, dass die Darbietung hier
ein Ende hatte, doch der Blonde, der wild seine langen Haare
schüttelte und sich seinen nackten Körper mit einem Handtuch
abtrocknete, löste sich von ihr und stellte sich an den Rand der
Bühne. Sein Blick wanderte von Oben über die Menge.
"Wer will jetzt?", rief er und hielt ein Päckchen Präservative über
seinen Kopf. Noch ehe Fabian glauben konnte, was er gerade gehört
hatte, waren schon sechs weitere Männer die Bühne hinauf geklettert.
Jemand stieß Fabian grob zur Seite und war schon verschwunden, bevor
er etwas sagen konnte. Im Saal konkurrierten inzwischen die
verschiedensten Parfums mit dem tierischen Geruch der Männer. Fabian
sah, dass sich zunehmend auch die Zuschauer auf der Bühne
versammelten, sie alle wollten einen Platz in der ersten Reihe,
vielleicht auch anfassen, was sie da sahen. Auch Rita zog Natalia
und ihn die kleine Stufe hinauf, um sich nun die schnell wechselnden
Partner aus der Nähe anzusehen. Die Frau am Boden befriedigte auf
jede erdenkliche Art mehrere Männer gleichzeitig. Fabian holte tief
Luft und hatte plötzlich das Gefühl neben sich zu stehen. Dies war
der erste gemeinsame Abend mit Natalia seit Wochen. Er roch ihren
Körper an seiner Seite fast schmerzlich und fühlte nach so langer
Zeit ihre Hand wieder seltsam vertraut in seiner. Von Rita hingegen
war nichts mehr zu sehen. Er hatte sie völlig aus den Augen
verloren. Wahrscheinlich bereitete sie wieder irgendeine
Überraschung vor. Fabian dachte kurz daran, dass auch dieser Abend
bald zu Ende war. Ihm graute vor den Wochen, die möglicherweise
wieder vergehen würden, bis er Natalia wieder sah. Doch eigentlich
dachte er nicht daran, wie sehr es ihm fehlte, sie zu streicheln,
küssen oder mit ihr zu schlafen. Ein anderes Bild drängte sich in
seinen Kopf und Fabian musste schlucken, als er sich bewusst wurde,
was er vor seinem geistigen Auge sah. Es war die Vorstellung von
Natalia, wie sie statt der fremden Frau vor ihm auf dem Boden lag
und Schwänze wichste. Die Erregung traf ihn mit voller Wucht, es war
ihm fast peinlich, wie schnell sein Penis an Größe gewann. Fabian
versuchte den Gedanken an Natalia zu verdrängen. Er sah sich nervös
um und entdeckte tatsächlich Rita. Sie stand ein wenig abseits vom
Geschehen und sah ihn unentwegt an. Sie weiß alles, schoss es ihm
durch den Kopf. Sie sah ihn lächelnd an und nickte, während er
spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Fabian löste sich von
Natalia, verließ die Bühne und eilte durch den Gang, durch den sie
gekommen waren, zurück in den Empfangsraum. Schnell kleidete er sich
um und verließ das alte Kino durch die Stahltür. In seinem Wagen
ließ er sich den Abend noch einmal durch den Kopf gehen. Eines war
ihm jetzt klar, er wollte Natalia, egal was noch passierte. Doch
welchen Preis er zu zahlen bereit war, wusste er noch nicht.
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